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Prostatakarzinomzentrum Reutlingen

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Behandlungsverfahren

Welche Therapiemöglichkeiten bietet das Prostatakarzinomzentrum Reutlingen?

Nach Vorliegen der Befunde der Diagnostik und Einschätzung Ihres Risikoprofils ergeben sich verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Welche davon für Sie in ihrem speziellen Erkrankungsfall in Frage kommen oder sinnvoll sind, wird mit Ihnen bei der Vorstellung in unserem Zentrum besprochen. Wichtig für alle weiteren Erläuterungen ist zu unterscheiden, ob die Krebserkrankung noch auf die Prostata begrenzt ist oder diese eventuell schon fortgeschrittener ist.

Die möglichen, spezifisch gegen den Tumor gerichteten Behandlungsverfahren für Patienten mit Vorsteherdrüsenkrebs umfassen:

Operation

Wann ist eine operative Entfernung sinnvoll?

Bei einem früh erkannten und auf die Prostata begrenzten Karzinom ist die Operation eine sehr wirksame Therapie. Dabei wird das tumorbefallene Organ entfernt. Man bezeichnet diese Operation als „radikale Prostatektomie". Durch die operative Entfernung der Prostata mit den anhängenden Samenblasen soll der Tumor radikal entfernt und ein Wiederauftreten des Tumors beziehungsweise die Entwicklung von Fernmetastasen verhindert werden. Es existieren verschiedene operative Behandlungstechniken, die wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen möchten.

Es stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl

Um die Operation besser verstehen zu können, müssen Sie wissen, dass die Prostata im kleinen Becken zwischen Harnblase, Enddarm und den Beckenknochen sowie Schambein eingeklemmt liegt. In unserem Zentrum erfolgt die operative Entfernung der Prostata mit zwei Methoden: minimal-invasiv laparoskopisch oder offen-chirurgisch.

Bei beiden Operationstechniken verfolgen wir drei Ziele:

  • vollständige Entfernung des Tumors
  • Erhaltung der Kontinenz
  • Erhaltung der Potenz

Die ersten beiden Ziele versuchen wir immer zu erreichen. Die Erhaltung der Potenz macht nur dann Sinn, wenn Sie vor der Operation potent sind. Das heißt, wenn Ihre Erektion noch kräftig genug ist, um in die Scheide Ihrer Partnerin einzudringen. Dies ist bei vielen Männern ab 60 nicht mehr der Fall.

Beim Potenzerhalt werden die dicht an der Prostata entlang laufenden Potenznerven geschont. Hat der Prostatakrebs jedoch schon die Kapsel der Prostata durchbrochen, ist ein Nerverhalt nicht mehr möglich. Im Folgenden sollen beide Verfahren kurz vorgestellt werden.

Die laparoskopische radikale Prostatektomie - da Vinci® assistiert

Bei diesem minimal-invasivem Verfahren wird die Vorsteherdrüse nicht durch einen einzigen, großen Unterbauchschnitt, sondern durch mehrere kleine Inzisionen im Unterbauch mit sogenannten laparoskopischen Instrumenten entfernt. Der Raum oberhalb der Prostata wird dann mittels Einfuhr eines sogenannten Ballontrokars aufgebläht und anschließend mit Gas gefüllt, um eine bessere Übersicht beim Operieren zu haben.

Je nach Tumorstadium, werden zunächst die Lymphknoten von der seitlichen Beckenwand entfernt. Die Entfernung der Prostata erfolgt analog dem offenen Operieren, wobei zunächst die Prostata von der Blase abgesetzt wird. Danach erfolgt die vorsichtige Mobilisierung der Prostata vom Rektum und danach die Abtrennung von der Harnröhre. Zum Schluss wird die Blase mit der Harnröhre vereinigt – die sogenannte Anastomose. Je nach Stadium und Risikogruppe Ihrer Erkrankung sowie Ihren Grundvoraussetzungen und Wünschen ist es möglich und wünschenswert, die Operation nerverhaltend durchzuführen. Hierdurch werden bei 30 bis 70% der Patienten die Erektionsfähigkeit erhalten, so dass der Geschlechtsverkehr auch nach der Radikaloperation möglich ist.

Die laparoskopische radikale Prostatektomie ist in unserer Klinik das Standardverfahren für Patienten mit Prostatakarzinom. Sie bietet den Vorteil eines geringeren Blutverlustes und einer schnelleren Erholung der Patienten nach der Operation.

Je nach Ihren Vorstellungen, den Vorstellungen Ihres einweisenden Urologen oder Ihrem Tumor bieten wir aber auch die offene, retropubische Prostatektomie an.

Diese Operation führen wir mit dem da Vinci®S-System durch.

Die offene, retropubische, radikale Prostatektomie

Bei dieser Technik wird die Prostata durch einen Unterbauchmittelschnitt, unterhalb des Nabels entfernt. Zunächst werden, je nach Tumorstadium, die Lymphknoten von der seitlichen Beckenwand entfernt. Danach erfolgt die Umstechung der vom Penis zur Prostata ziehenden Venen und anschließend die Durchtrennung der Harnröhre. Die Prostata wird einschließlich der Samenblasen komplett vom Rektum abgelöst. Dann erfolgt das Absetzen der Prostata von der Harnblase. Zum Schluss wird dann die Blase wieder mit der Harnröhre vereinigt. Um ein genaues Arbeiten zu ermöglichen, verwenden wir bei der Operation eine Lupenbrille und eine Halogenstirnlampe.

Mögliche Komplikationen und Folgen der Operation

Der Vorteil der radikalen Prostatektomie besteht in der vollständigen Heilung der Prostatakrebserkrankung durch die Operation und Entfernung des tumortragenden Organs. Dadurch bleiben dem Patienten die Probleme wie Blutung oder Harnsperre bei einem eventuellen Fortschreiten oder Wiederauftreten der Erkrankung unter anderen Therapien erspart. Die Operation birgt aber auch wie alle Therapieverfahren Risiken und Operationsfolgen.

Risiken minimieren

Neben den allgemeinen Risiken einer Operation wie Blutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen, welche sehr selten auftreten, werden insbesondere der Urinverlust sowie die Impotenz als belastend von den Patienten empfunden. Durch die modernen Operationstechniken können diese Folgen minimiert werden.

Impotenz und Erektionsstörungen

Insbesondere bei entsprechenden niedrigen Tumorstadien kann ein Erhalt der Potenznervenfasern erfolgen, so dass eine Impotenz vermieden werden kann.

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, durch den frühzeitigen Einsatz moderner Medikamente (Stichwort: PDE5-Hemmer) eintretende Erektionsstörungen wirksam zu behandeln. Sollte sich nach entsprechender Erholungszeit die Erektionsfähigkeit nicht wieder einstellen, so kann durch Hilfsmittel (Vakuumpumpe) oder die Implantation einer Penisprothese eine zufriedenstellende Erektion erreicht werden.

Urin halten

Unmittelbar nach der Operation sind viele Patienten zuerst nicht „trocken", d. h. sie verlieren unkontrolliert oder bei Belastung (Husten, Heben, Lachen) Urin. Die meisten Patienten sind jedoch nach wenigen Wochen oder Monaten wieder in der Lage ihren Urin zu halten und überbrücken diese Zeit mit der Verwendung von Vorlagen. Durch ein gezieltes Beckenbodentraining und Elektrostimulation kann dieser Prozess beschleunigt werden. Dabei hilft auch die moderne Rehabilitation.

Sollte es wider Erwarten keine Besserung der Blasenfunktion geben und sie weiterhin Urin verlieren, so besteht die Möglichkeit, durch Implantation eines sogenannten „Bandes" unter die Harnröhre eine Verbesserung zu erreichen oder einen künstlichen Schließmuskel zu implantieren. Hierzu wird Sie dann der Sie weiterbehandelnde Urologe in unserer Klinik vorstellen, wo wir beide Verfahren anbieten.

Lymphstau im kleinen Becken

Sollten im Rahmen der Operation die lokalen Lymphknoten entfernt werden, besteht das Risiko, dass es zu einem Lymphstau im kleinen Becken (Lymphzyste/ Lymphocele) oder in den Beinen kommen. Unter Umständen muss hier eine Drainage der Lymphansammlung erfolgen.

In seltenen Fällen kann es als späte Folge der Operation zum Auftreten einer Engestelle im Bereich der neuen Harnblasen-Harnröhreverbindung kommen – der sogenannten „Anastomosenenge". Dabei kann nur noch erschwert Wasser gelassen werden und der Kraftaufwand beim Wasserlassen steigt. Durch einen kleinen Eingriff (Bougierung, Schlitzung) kann diese wieder geweitet werden.

Ablauf der Operation

Die Chance auf Heilung wird wesentlich von der Qualität der Operation beeinflusst. Die Operation erfolgt ausschließlich durch erfahrene, speziell geschulte Operateure (Fachärzte für Urologie) mit hoher Expertise. Sie wird entsprechend den Leitlinien der Fachgesellschaften durchgeführt. Ob bei der Operation die Lymphknoten entfernt werden oder die für die Blasen- und Sexualfunktion erforderlichen Nerven geschont werden können, ist abhängig vom Tumorstadium.

Bei geeigneten Patienten kommt dabei die "Schlüssellochchirurgie", d. h. die laparoskopische radikale Prostatektomie zur Anwendung.

Minimal-invasiv

Die minimal-invasive Chirurgie ("Schlüssellochchirurgie") hat in den letzten Jahren zunehmend auch in der Prostatachirurgie an Bedeutung gewonnen. Sie hat in unserem Prostatakarzinomzentrum einen hohen Stellenwert. Details hierzu entnehmen Sie bitte dem Abschnitt Chirurgie bei Prostatakrebs oder unserer Informationsbroschüre, die Sie hier herunterladen können:
Broschüre „Prostata - Alles was ich wissen muss" (PDF, 760 KB)

Neues Behandlungsverfahren

Seit Anfang des Jahres 2011 steht der Urologischen Klinik und dem Prostatakarzinomzentrum der Kreiskliniken Reutlingen ein neues Behandlungsverfahren zur Verfügung: das da Vinci®S-System.

Dieses System der Firma "Intuitive Surgical" ermöglicht es die Vorteile der offenen Chirurgie mit denen der minimalinvasiven (auch: Schlüssellochchirugie) zu verbinden.

Vorteile, die insbesondere bei der radikalen Prostatektomie, also der vollständigen Entfernung der Vorsteherdrüse bei Nachweis von Prostatakrebs, sehr gut genutzt werden können.

Ausführliche Informationen zu diesem neuen Behandlungsverfahren finden Sie auf den Seiten der Urologischen Klinik.

Strahlentherapie

Wann ist eine Strahlentherapie sinnvoll?

Bei einem auf das Organ begrenzten Tumorstadium und bei fehlendem Hinweis auf Fernabsiedelungen kann eine Heilung auch durch eine Strahlentherapie erzielt werden. Die Bestrahlung kommt auch zur Anwendung, wenn bei der Operation sich herausstellt, dass das Organ nicht vollständig im Gesunden entfernt werden konnte oder die örtlichen Lymphknoten befallen sind.

Arten der Bestrahlung

Die Bestrahlung bei Prostatakrebs kann dabei durch zwei Arten erfolgen abhängig von der Lage der Strahlenquelle. Bei der externen – sogenannten perkutanen Strahlentherapie wird die Prostata mit Hilfe eines Linearbeschleunigers von außen bestrahlt. In ausgewählten Fällen erfolgt die Bestrahlung von „innen", d.h. eine Strahlenquelle wird vorübergehend (durch Hohlnadeln, sogenanntes „Afterloading") oder dauerhaft (durch Einbringen von radioaktiven Metallstiften, sogenannte „Seeds") direkt in die Prostata eingebracht.

Ablauf der Bestrahlung

Vor dem eigentlichen Beginn der Bestrahlung erfolgt die exakte Planung der Therapie. Dabei wird durch eine Computertomografie des kleinen Beckens die Prostata und das umgebende Gewebe genau vermessen und die Größe des Bestrahlungsfeldes festgelegt. Bei der modernen Bestrahlung erfolgt die Abgabe der Strahlung „intensitätsmoduliert" (IMRT), d.h. das Gebiet der Prostata wird möglichst gleichmäßig und hoch dosiert bestrahlt, während die Nachbarorgane wie Harnblase und Darm geschont werden. Im Fall eines Befalls der Lymphknoten erfolgt die Mitbestrahlung der Lymphabflusswege, was zu einer Vergrößerung des Bestrahlungsfeldes führt.
Die Bestrahlung erfolgt in den meisten Fällen ambulant in mehreren Sitzungen (5x pro Woche) über einen Zeitraum von mehreren Wochen (ca. 7-9 Wochen). Wichtig für die Bestrahlung ist, dass sie ausreichend trinken und vor der Bestrahlungssitzung den Enddarm entleeren.

Mögliche Komplikationen und Folgen der Bestrahlung

Da die Prostata im kleinen Becken zwischen Harnblase und Enddarm eingezwängt liegt, werden auch bei der modernen Bestrahlung diese Regionen und Nachbarorgan in Mitleidenschaft gezogen. Ein Großteil der Nebenwirkungen sind vergleichbar mit der Operation und von vorübergehender Natur. Vor allem die Darm- und Harnblasenreizung mit Stuhl- und Harninkontinenz sind typische Beschwerden. Selten sind Harnröhrenverengungen oder Schrumpfblasen. Auch bei der Bestrahlung kann es zu Störungen der Erektion kommen bis hin zur Impotenz. Im Gegensatz zur Operation treten diese langsam mit der Zeit im Verlauf von Monaten auf, während bei einer Operation unter Umständen diese sofort vorhanden sind. Auch hier kann mit neuen Medikamenten (z.B. Viagra) und Implantaten (z.B. Penisprothese) den Betroffenen bei Eintreten der Nebenwirkungen und Folgen der Behandlung geholfen werden.

Chemotherapie

Wann ist eine Chemotherapie sinnvoll?

Bei fortgeschrittenen Tumoren, die auf andere Therapieformen (Hormontherapie) nicht mehr ansprechen, kommt eine Chemotherapie in Frage. Dabei werden zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) verabreicht, die das Zellwachstum und damit das Tumorwachstum verhindern. Die Behandlung bringt zwar keine Heilung, aber sie kann den Krankheitsverlauf erheblich verzögern.

Ob einem Patienten eine solch "begleitende" Chemotherapie nach einer Krebsoperation empfohlen wird, beschließen die in die Behandlung eingebundenen Experten gemeinsam in der wöchentlichen Interdisziplinären Tumorkonferenz

Ablauf einer Chemotherapie

Die Chemotherapie wird tagesstationär durch die Urologische Klinik nach einem ausführlichen Beratungsgespräch mit dem Patienten durchgeführt.

Experten in Medikamentöser Tumortherapie

Alle unsere Fach- und Oberärzte verfügen über langjährige Expertise in der Durchführung von Chemotherapien und die Zusatzbezeichung „Medikamentöse Tumortherapie". Unsere Pflegekräfte sind fachonkologisch weitergebildet.

Krebszentrum als Partner

Als externe Experten bei der Therapie stehen uns die Hämatoonkologen des Krebszentrums Reutlingen als Hauptbehandlungspartner des Prostatakarzinomzentrums jederzeit zur Verfügung.

Hormontherapie (Endokrine Therapie)

Die Hormontherapie ist ebenfalls eine Möglichkeit, den Prostatakrebs zu behandeln. Dabei wird dem Krebs sozusagen der Nährboden entzogen.

Der Prostatakrebs benötigt für sein Wachstum das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Bei der Hormontherapie wird mit Medikamenten die Wirkung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron am Hoden und an den Tumorzellen blockiert oder dessen Bildung verhindert. Oftmals werden Hormone in Kombination mit der Bestrahlung verabreicht.

Die Hormontherapie kann das Allgemeinbefinden stören und zu Hitzewallungen, Schwellung der Brustdrüsen und depressiven Verstimmungen führen und Auswirkungen auf ihre Sexualität haben.

Kontrolliertes Zuwarten und watchful waiting

Insbesondere bei älteren Patienten und einem niedrigem Risikoprofil des Tumorstadiums gibt es die Möglichkeit, den Tumor aktiv zu überwachen. In diesen besonderen Fällen weiß man von großen wissenschaftlichen Untersuchungen, dass das Prostatakarzinom so langsam oder gar nicht wächst, dass der Krebs mit großer Wahrscheinlichkeit keine Beschwerden verursachen wird. Deshalb muss man diesen Krebs auch nicht sofort behandeln. Wichtig ist aber, diesen Krebs sorgfältig zu beobachten, um rechtzeitig zu erkennen, wenn er wächst oder fortschreitet.

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